Was bedeutet Artenvielfalt? Warum ist sie so wichtig, auch für unseren Fortbestand? Und wie können wir sie erhalten? Dirk Steffens und Fritz Habekuß widmen sich einem der wichtigsten Themen des 21. Jahrhunderts, betreiben Bestandsaufnahme, wie es zu einem so gravierenden Rückgang der Biodiversität kommen konnte und was es zu unternehmen gilt, um ein sechstes großes Massensterben zu verhindern. Das Buch hilft komplexe Zusammenhänge zu verstehen, erklärt, wie alles miteinander verbunden ist, sich gegenseitig bedingt, begrenzt, befördert, sich Billionen und Billiarden Organismen zu einem lebendigen Ganzen verbinden, ohne welches wir Menschen nicht existieren können. Nur das Zusammenwirken Millionen verschiedener Arten hält das Lebenserhaltungssystem der Erde am Laufen.
Besonders präsent scheinen die Bedrohungslagen populärer Arten wie dem Eisbären oder den Koalas. Weniger gefühlserregend, aber umso gravierender ist das tägliche Aussterben vieler Pflanzen und Insektenarten. Die Autoren verdeutlichen, dass wir mit jeder ausgestorbenen Art auch unserem Verderben näherkommen. Eng verwogen mit dem Artensterben sind weitere vom Menschen verursachten Fehlentwicklungen, die alle untrennbar miteinander verbunden sind und sich gegenseitig begünstigen. Klimawandel, Luft-,Licht-, Meeresverschmutzung, Oberflächenversiegelung und die Zerstörung intakter Natur. „Die Öko-Krise ist gewaltiger als alles, was Gesellschaften in der menschlichen Geschichte überstehen mussten. Doch wir wissen ungleich mehr über die Mechanismen der Umweltzerstörung, kennen mögliche Gegenmaßnahmen, haben wichtige Hebel identifiziert. Wir verfügen über Wissen und technologische Möglichkeiten, die in der Geschichte der Menschheit einzigartig sind.“
Steffens und Habekuß erinnern an bereits Erreichtes. Das weltweite Verbot von FCKW-Emissionen verhalf der für unsere Atmosphäre so wichtigen Ozonschicht zu einer Erholung und verdeutlicht einmal mehr, wir können, wenn wir denn wollen. Wenn Wissenschaft und Politik an einem Strang ziehen und wenn wir bereit sind, uns zu ändern – zu verzichten. Die Bereitschaft zu verzichten schaffen wir Steffens und Habekuß folgend nur dann, wenn die Vorteile des Verzichts klar und deutlich benannt werden und darauf begründet, ein Bewusstseinswandel einsetzt. Ein Bewusstsein dafür, dass alles was wir täglich konsumieren und dessen Verfügbarkeit wir für selbstverständlich erachten, der Natur entnommen wurde und natürlich nicht unendlich verfügbar ist.
Ein Buch, das Weh- und Demut gleichermaßen erzeugt, sich die eigene Rolle im System Erde hinterfragen lässt und unweigerlich motiviert. Motiviert, unsere Erde, wie wir sie kennen, zu schützen und zu erhalten. „Über Leben“ bietet sowohl Lösungen auf eigenverantwortlicher Ebene als auch Rüstzeug für jede Debatte im Spannungsfeld Mensch und Natur.