Dein Ratgeber für einen naturnahen Garten

Du möchtest, dass es in deinem Garten summt und brummt, Vögel um die Wette zwitschern und dir Igel auf ihrem abendlichen Beutezug durch die Beine wuseln? Dann folge unserem Leitfaden zu einem umweltfreundlichen und naturnahen Garten.

So könnte dein naturnaher Garten aussehen

Offene Böden statt versiegelter Flächen

Kiesbeete, asphaltierte Einfahrten und ähnliche versiegelte Flächen beherbergen kaum bis kein Leben, aber sie sind, einmal angelegt, häufig wenig pflegebedürftig und entsprechen damit vor allem den Ansprüchen der Menschen. Dabei sind die Alternativen nicht aufwendiger, häufig günstiger, ermöglichen Versickerung von Regenwasser und vor allem bieten sie Tieren wie Pflanzen Lebensraum. Die Optionen sind vielseitig, vielzählig und optisch sehr ansprechend. So muss eine Auffahrt nicht komplett versiegelt sein. Es würde reichen die Spurstreifen mit Rasengittersteinen zu belegen. Wege im Garten können durch schicke nicht verfugte Trittsteine angelegt werden. Und auch Natursteinmauern müssen nicht vermörtelt werden. Die bewusst erhaltenen Zwischenräume bieten nicht nur genügsamen Pflanzen einen Platz im Garten, sondern laden auch allerhand Krabbeltier zum Verweilen ein. So würde mit minimalem Einsatz dem menschlichen Nutzen Genüge getan und nebenbei könnte der Boden „atmen“, Pflanzen wachsen, Insekten krabbeln und Räuber wie Igel und Amsel nach ihnen jagen.

Offene Böden, statt versiegelter Flächen

Recycling von Böden und Baustoffen

Neubau- wie Umbaumaßen führen häufig zu vermeintlichem „Baumüll“. Doch steckt in vielen dieser Stoffe eine zweite Chance. Es muss nicht neuer Mutterboden herbeigeschafft werden um blühende Beete zu kreieren. Mutterböden beinhalten in aller Regel Wurzelreste und Samen von so genannten Unkräutern, wie zum Beispiel Brennnessel und Giersch, auf welche auch naturnahe Gärtner verzichten können. Zwar ist die Brennnessel eine wichtige Nährpflanze für die Raupen zahlreicher heimischer Schmetterlinge, allerdings überwuchert sie auch schnell große Flächen und mindert dadurch wiederum die Vielfalt im Garten. Viele unserer Pflanzen sind häufig weniger anspruchsvoll als wir erwarten. Arten wie Schwertlilie, gemeine Schafgarbe oder die rundblättrige Glockenblume bevorzugen magere Böden. Und auch diese sandigen und lehmigen Böden können mit Nährstoffen durch die Beigabe von Humus aufgewertet werden. Weitere Baunebenprodukte sind beispielsweise Ziegelbruch und Feldsteine. Die Verwendung reicht hier von nicht sichtbaren Füllböden, Beet Umrandung oder traditionell arrangierten Natursteinmauern.

Auch das Kompostieren ist eine wunderbare Art des Recyclings

Dachbegrünung

Dächer von Carport, Schuppen und jeder noch so kleinen Hundehütte eignen sich zur Begrünung. Auch hier halten sich die zu treffenden Maßnahmen in Grenzen. Mit Hilfe von Ratgebern lassen sich Dächer auch in Eigenregie mit anspruchsloseren Pflanzen wie Fetthenne, Hauswurz, Kamille und Majoran begrünen. So entsteht aus einer bis dahin tot-geglaubten Öde ein blühendes Paradies.

Heimische Arten statt fremder Exoten

So sehr sie uns auch an Sehnsuchtsorte erinnern, so gering ist ihr Mehrwert für unsere heimische Fauna. Exoten wie Palmen, Bambus und Co. werden nicht dafür sorgen, dass unsere Gärten leben. Es sind Natternkopf, Königskerze und Katzenpfötchen, die unsere Bestäuber anlocken und den Gärten zu leben verhelfen. Heimische Pflanzen, die seit Jahrtausenden und länger in Symbiose mit der heimischen Fauna stehen. Diese über Jahrhunderte und Jahrtausende entstandenen Systeme können wir nur erhalten, wenn wir unsere heimischen Arten mehr wertschätzen und ihnen den entsprechenden Platz in unseren Gärten einräumen.

Wild- statt Zuchtformen

Viele nach optischen Gesichtspunkten gezüchtete Rosen beispielsweise sehen zwar gefällig aus und erwecken den Eindruck viel Nektar für die Insektenwelt bereitzustellen, doch sind ihre Blüten für Bienen und Co. oft unerreichbar. Gefüllte Blüten verstehen viele Menschen als besonders ästhetisch. Allerdings sind es auch genau diese durch Züchtung generierten zusätzlichen Blütenblätter, die es den Bestäubern Versagen an den Nektar zu gelangen. Die Option wären Wildrosen. Die Beispiele für derart „Optimierung“ der Pflanzen sind vielzählig und nicht jede Wildblumenmischung im Baumarkt kann das Versprechen „Wildheit“ garantieren. Doch es gibt sie noch, unsere heimischen Wildformen.

Eine Biene genießt die Vorzüge der Wildrose

Vielfalt statt Einfalt

Wenig erklärungsbedürftig scheint dieser Leitgedanke zu sein. Möchten wir möglichst viele verschiedenen Tierarten in unseren Garten locken, bedarf es ein ebenso vielfältiges Nahrungsangebot. Eine Umfangreiche Auflistung verschiedener, heimischer und insektenfreundlicher Pflanzen findet ihr hier.

Verzicht auf Chemie

Herbizide, Insektizide, Pestizide und häufig unnötige Kunstdünger sind tabu. Jedem, der unserem Ratgeber bis hierher gefolgt ist, dürfte das klar sein. Ein Einsatz solcher Mittel hat großen Anteil daran, dass Arten weltweit am Rande der Vernichtung stehen oder bereits als ausgestorben gelten. Im Gegensatz zur Agrarwirtschaft zwingt uns im Garten keiner zu Ertragsmaximierung. Maximiert werden sollte nur die Artenvielfalt und die Freude beim Beobachten dieser.

Nisthilfen, Futterhäuser und Insektenhotels

In einer intakten Natur unnötig, doch in unserer Kulturlandschaft eine nützliche Hilfestellung. Ob nun Futterspender für Singvögel, Nisthilfe für solitär lebende Wildbienen oder Überwinterungsquartier für Fledermäuse und Siebenschläfer, gemeinsam haben sie, dass sie gerne angenommen werden, den Tieren adäquaten bis überlebensnotwendigen Ersatz bieten und günstig selber herzustellen sind.

Jede Art hat andere Ansprüche an diese Quartiere. Artgerechte Inspiration bietet die Natur selber. Zu berücksichtigende Kriterien an solche Nachbauten sind die Größe und Ausrichtung des Einfluglochs, Höhe der Anbringung, Größe und Form des Nistkastens, Platzierung im Garten oder gegebenenfalls am Haus, Bauweise, Abstände zum nächsten Kasten. Manche Arten sind flexibler in der Wahl ihrer Behausung. Andere wiederum, wie Fledermäuse, haben sehr konkrete Ansprüche, die erfüllt werden müssen.

Blaumeisen und Buntspechte stärken sich gerne an den von uns angebotenen Futterhäusern

Jedoch gilt für alle Behausungen, dass die Materialien unbehandelt sein sollten, der Bau zugluftfrei ist, Splitter und scharfe Kanten vermieden werden. Viele der benannten Kriterien gelten auch bei Insektenhotels, jedoch ist die Bauweise bedingt durch die Größe der Tiere eine andere. Viele von ihnen würden sich auch schon mit einer Ecke gefüllt mit vermeintlichem Totholz begnügen.

Für Futterspender- und Häuser bietet der Handel bereits eine ansprechende Auswahl, welche auch als Inspiration eines Nachbaus dienen kann. Besonders empfehlenswert sind Futterspender, bei denen die Tiere nicht im Futter herumlaufen und es mit Kot verschmutzen können. Auf diese Weise minimieren Sie die Übertragung und Ausbreitung von Krankheitserregern. Typischerweise füttert man im Winter von November bis Ende Februar. In dieser Zeit ist das Nahrungsangebot deutlich begrenzter und dadurch wird ein gut bestücktes Futterhaus gerne angeflogen. Sonnenblumenkerne und bereits geschälte Erdnüsse werden von Körnerfressern wie Meise, Sperling und Fink besonders gerne angenommen. Für Weichfutterfresser wie Amsel und Rotkehlchen beispielsweise empfehlen sich Rosinen, Obst und Haferflocken. Grundsätzlich gilt die Devise: Nur so viel wie muss und nie mehr als sollte. Schließlich hält ein naturnaher Garten jede Menge anderer Leckerbissen für unsere gefiederten Freunde bereit.

Wasserspender und Teiche

Wasser zieht nicht nur uns Menschen magisch an. Mit einer naturnahen Gestaltung eines Gartenteiches sorgen wir für eine vielfältige Pflanzenwelt und locken zahlreiche Tiere an und in den Teich. Wem der Platz für einen solchen fehlt, kann eine Wasserschale oder einen kleinen Brunnen anbieten. Auch diesen werden zahlreiche Vögel und Insekten nutzen. Doch wer Frösche, Fische, Libellen und Co. täglich erleben möchte, kommt an einem Teich nicht vorbei. Doch auch hier gibt es im Ansinnen an ein naturnahes Biotop ein paar Gedanken zu beachten. Der Uferbereich sollte fließend in das ihn umgebende Areal übergehen. So stellen wir eine natürliche Verbindung zwischen den Elementen her und ermöglichen Amphibien ihr natürliches Verhalten auszuleben. Um möglichst verschiedenen Arten gerecht zu werden, sollten verschiedene Wassertiefen und ein auslaufenden Uferbereich eingeplant werden. Ebenfalls wichtig ist die richtige Bepflanzung mit Sauerstoff-produzierenden Pflanzen. Froschlöffel, Hornblatt, Seerosen und Co. können unter Umständen Filteranlagen überflüssig machen. Auch der Besatz mit Fischen sollte wohl überlegt sein. Wer seinen Teich unter ökologischen Gesichtspunkten gestalten möchte, sollte auf Koikarpfen und Goldfische verzichten, da diese den Laich von Amphibien fressen. Kleinfische wie Stichlinge hingegen stellen sich automatisch ein und gehören dazu. Ihr Laich wird häufig über das Gefieder von Wasservögeln eingebracht. Generell stellen sich viele Komponenten von alleine ein, wenn wir die Natur nur machen lassen.

Dieser bereits mit Schwertlilien bewachsene Gartenteich bietet einer Vielzahl kleinerer und größerer Teichbewohner ein Zuhause

Lichtverschmutzung vermeiden

Kunstlicht ist für die Natur ein Stressfaktor, auf den sich viele Arten nicht einstellen können.

Insektenschwärme um künstliche Lichtquellen sind ein bekannter Anblick. Häufig sind diese Quellen verhängnisvoll, weil sie die Orientierungsfähigkeit der Insekten schwächen und sie magisch anziehen. Aber auch Vögel, Säugetiere und sogar Fische werden in ihren Lebensweisen erheblich gestört. Unser Einflussbereich ist auch in dieser Hinsicht begrenzt, aber vorhanden. Konstant Leuchtende Lampen sollten vermieden werden. Bewegungsmelder gekoppelte Lampen reduzieren nicht nur die Lichtverschmutzung sondern sparen auch Strom. Außerdem sollte der Streuverlust der Lampe möglichst gering sein und die Lichtstärke der Situation angepasst.

Andere inspirieren

Die Wissenschaft hat auf so ziemlich jedes vom Menschen verursachte Problem auch eine Antwort. Es liegt an uns diese zu kommunizieren und mit gutem Beispiel voran zu gehen. Nur so können wir aus Einzelkämpfern eine Bewegung für den Erhalt unserer Mutter Natur machen. Eine Bewegung, die in unseren Köpfen keimt, in unseren Gärten wächst und dann in unseren Parlamenten blüht.

Eine Bewegung, die in unseren Köpfen keimt, in unseren Gärten wächst und dann in unseren Parlamenten blüht.

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